Dienstag, 14. Juli 2015

Mal unter 4 Augen ...

Ich schreibe hier im Blog nun immer über die Themen, mit denen ich mich aktuell beschäftige, die mich interessieren und an denen ich meine Umwelt teilhaben lassen will, die ich der Welt erklären möchte - muss aber ehrlich zugeben, dass ich noch nicht so ganz weiß, für wen ich denn schreiben will.
Für Krebspatienten ? Für Medizinstudenten ? Für Krankenschwestern ? Für Menschen, die nach einer bestimmten Antwort auf ein aktuelles Problem im Netz suchen ?
Wer ist meine Zielgruppe ?
Ich spicke bei anderen Bloggern, lese Ratschläge von erfolgreichen Web-Rangern, die Frage treibt mich täglich um.
Solange ich noch keine Antwort darauf gefunden habe, mache ich einfach weiter wie bisher und wünsche mir nichts mehr als ein erstes Mitglied meiner Seite oder etwa Kommentare auf meine Blogbeiträge. Es ist ja nicht so, dass mein Blog nicht aufgerufen wird...
Wer mir also einen Wunsch erfüllen möchte ... ihr wisst, was ihr zu tun habt ;-)
Ich wünsche mir, dass mein Blog wächst und sich formt, und eine Eigendynamik entwickelt, ganz nach euren Wünschen.

Sonntag, 12. Juli 2015

12 von 12 im Juli

Damit ihr mich ein bisschen besser kennenlernt, beteilige ich mich am Blog-Projekt 12von12. Das hätte ich heute, nach einem ereignisreichen Wochenende mit Besuch einer lieben Freundin beinahe vergessen. Doch heute ist der 12. Juli, und ich möchte euch mit 12 Bildern meinen Tag zeigen.
Wie gesagt, Namensvetterin Petra war zu Besuch und der Tag war bis 15 Uhr geprägt von Freundschaften. Das ist natürlich ein zum Veröffentlichen gänzlich ungeeignetes Thema, weil es unbeteiligte Menschen betrifft.
So begann ich erst um 15 Uhr aus der Bahn heraus zu fotografieren. Mein geliebtes Heidelberg ! Angefangen mit Bahnhof und Print Media Akademie, die Kurfürstenanlage, meine ehemalige Arbeitsstelle am Römerkreis, dann den Bismarckplatz, von der Theodor-Heuss-Brücke aus das Schloss. Zuhause angelangt machte ich mir auf der Terrasse ein schönes Arbeitsplätzchen zurecht. Auch Kater Leo ging pflichtbewusst seiner Arbeit nach, dem lauten Einfordern von Abendfutter.
Zum Abendessen versorgte mein Teenager uns mit selbstgeholter Pizza und der Abend endete mit einem schönen Regenschauer und einem leckeren Tee aus meinen wunderschönen neuen Teegläsern.



Ameisenkribbeln - Durch Chemotherapie verursachte Polyneuropathien (PNP)

(nach einem Vortrag von PD Dr. Helmar Lehmann, Uniklinik Köln)

Etwa 30% aller Krebspatienten, die eine Chemotherapie erhalten, entwickeln eine sog. Chemotherapie-induzierte Polyneuropathie (PNP), also eine Nervenschädigung als Nebenwirkung der Chemotherapie.

Diese Art der Nervenschädigung ist für viele Therapien der Dosis-limitierende Faktor, der einer optimalen Behandlung von Krebstherapien entgegensteht. Das heißt, dass die Chemotherapie aufgrund dieser Nebenwirkung nicht in der vollen Dosis und den vorgesehen Zeitintervallen verabreicht werden kann.

Die Polyneuropathie beeinträchtigt die Lebensqualität von Krebspatienten weiterhin, auch wenn die zugrunde liegende Krebserkrankung geheilt ist. Sie führt zu sensiblen (die Nerven betreffenden) und motorischen (die Muskulatur und Bewegung betreffenden) Einschränkungen.

Wie schädigen Chemotherapien die Nervenfasern ? 
Verschiedene Chemotherapien können die Nervenzellen angreifen.
Taxane, z.B. das Paclitaxel, greifen Strukturen innerhalb der Nervenfortsätze an, andere Substanzen, wie z.B. das Vincristin, greifen bestimmte Zellorganellen in den Nervenzellen an. Wieder andere Substanzen können die „Kabelisolierung“ der Nervenzellen angreifen, z.B. das Bortezomib.

Die meisten Substanzen haben sogar verschiedene Angriffspunkte an der Nervenzelle. Bortezomib z.B. greift sowohl die Mikrotubuli (ein Teil des Zellskeletts) an, die Zellorganellen und auch die „Kabelisolierung“. Das macht es so schwierig, Substanzen zu entwickeln, um eine Polyneuropathie zu verhindern. Es spielen viele verschiedene Mechanismen eine Rolle.

Nicht jede Substanz ruft eine PNP hervor, aber es gibt ganz typische Konstellationen.

Cisplatin, z.B. ist eine alte Substanz, die dosisabhängig eine PNP hervorruft. Bei mehr als 500 mg pro qm Körperoberfläche entwickelt sich in mehr als 90% der Fälle eine PNP. Beim Cisplatin gibt es eine Besonderheit, das sog. Coasting-Phänomen: Während sich die PNP-Symptome normalerweise nach Pausieren der Chemotherapie über einen Zeitraum von Wochen und Monaten bessern, kann es beim Cisplatin passieren, dass die PNP nach Unterbrechung der Therapie weiter zunimmt. 
Beim Bortezomib, das vor allem bei Patienten mit Multiplem Myelom eingesetzt wird, findet sich in ca. 30% der Fällen eine schmerzhafte PNP, weniger häufig nach s.c.-Gabe (Bauchspritze und nicht über die Vene oder den Port).
Vincristin ist auch eine alte Substanz und löst sehr häufig eine PNP aus.
Beim Taxan Paclitaxel, gibt es unterschiedliche Formulierungen (siehe meine letzten Blogbeiträge). Sowohl Paclitaxel als auch nab-Paclitaxel (Abraxane) können eine PNP auslösen. Beim nab-Paclitaxel ist diese aber schneller reversibel, d.h. sie bessert sich schneller nach der Chemotherapie. Das hat wahrscheinlich etwas damit zu tun, dass die Trägersubstanz beim Paclitaxel, das Cremophor, selbst ebenfalls eine PNP auslösen kann.

Wie äußert sich eine Polyneuropathie ?

Ein häufiges Symptom ist Taubheitsgefühl  (Ameisenlaufen) und dieses hat ein ganz typisches Verteilungsmuster, nämlich vor allem im Bereich der Hände und Füße.
Das zweithäufigste Symptom sind Schmerzen. Patienten berichten, dass Berührungen, die normalerweise als nicht unangenehm empfunden werden, auf einmal extrem schmerzhaft sind. Z.B. die Bettdecke kann nicht mehr ertragen werden. Patienten können nur noch in einer bestimmten Position schlafen. Der Fachbegriff dafür ist Allodynie.
Weitere Symptome der PNP sind Lähmungen der Fußmuskulatur oder eine Änderung der Schweißsekretion. 
Bei chronischen Polyneuropathien kann es zu Fußdeformitäten kommen, im Verlauf kann eine Gangunsicherheit auftreten. Die Patienten sollen gezielt auf diese Symptome angesprochen werden. Auffallend ist z.B., wenn sie zum Gehen plötzlich einen Stock benötigen.

Die meisten Chemotherapie-induzierten PNPs sind sensible PNPs, keine motorischen PNPs. Motorische PNPs können sich erst im Verlauf entwickeln.
Wenn ein Patient Symptome entwickelt, sind es in den allermeisten Fällen sensible Beschwerden.

Warum beginnt eine PNP immer im Bereich der Füße und greift dann auf die Hände über ?

Dies kann man sehr gut durch die Anatomie erklären. Die peripheren Nerven im Bereich der Hände und Füße sterben als erstes ab. 
Warum ist das so ? Beim Menschen liegt der 10 µm lange Zellkern der peripheren Nervenzelle im Bereich des Rückenmarks. Der Nervenfortsatz hingegen kann bis zu einem Meter (!) lang werden.
Es gibt also einen extrem langen Nervenfortsatz, der viel Angriffsfläche bietet und deshalb als erstes abstirbt. Im Bereich des Rückenmarks werden alle Nährstoffe produziert, alle Wachstumsfaktoren und diese müssen über den ganzen langen Weg transportiert werden. So wird klar, wieso Beschwerden immer im Bereich der Füße zuerst auftreten. 




Quellen:
  • del Pino, 2010
  • Kannarkat et al.