Hepatitis C

Weltweit sind mehr als 160 Millionen Menschen mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) infiziert. Zum Vergleich : das ist so viel wie die doppelte Bevölkerungszahl der Bundesrepublik.
Jedes Jahr infizieren sich 3-4 Millionen Menschen neu. Die Erkrankung ist also weiter auf dem Vormarsch.

Die Hepatitis C ist für die meisten Patienten heilbar geworden. Auch für diejenigen, für die es früher schwieriger war, also Patienten mit Leberzirrhose oder Patienten mit HIV-Koinfektionen. Nahezu alle HCV-Patienten können heute interferonfrei behandelt werden. Einzige Ausnahme ist der problematische Genotyp 3, bei dem mitunter zusätzlich Interferon/Ribavirin gegeben werden muss.
Mit den neuen, wenn auch sehr teuren Therapiemöglichkeiten könnten jährlich viele HCV-Patienten behandelt werden, so dass es zu einem spürbaren Rückgang von dekompensierten Leberzirrhosen und Leberkrebs kommen könnte.

Das Genom des Hepatitis C-Virus besteht aus einem einzigen RNA-Strang, der ein Polyprotein von ca. 3000 Aminosäuren kodiert. Die Viruspartikel haben eine geringe Halbwertszeit von nur 2-3 Stunden, das heißt, nach dieser kurzen Zeit ist das Leben der Hälfte der Viren schon wieder beendet. Ca. 10 hoch 12 Viren werden pro Tag durch Vermehrung neu produziert und in etwa die gleiche Zahl stirbt auch ab. Nur durch diese kontinuierliche Replikation kann sich das Virus im Organismus halten, der große Umsatz führt aber auch gleichzeitig zu vielen Fehlern in der Genomvermehrung, die sich ausschließlich im Zellplasma abspielt. HCV etablieren hier eine membranöses Netzwerk, das als "Replikationsfabrik" dient. Sie integrieren sich nicht in den Zellkern und die dortige Wirtszellen-DNA. Dies macht die Viren angreifbar für die neuen Medikamente, die eine hohe Eliminationsrate haben. Das Virus kann sich in der Zelle nirgendwo "verstecken".

Für die Behandlung von Hepatitis C stehen heute eine Reihe von Wirkstoffen zur Verfügung.
Da gibt es einmal die Substanzen mit der Endung -previr, die die NS3/4A-Protease zum Angriffspunkt haben und diese hemmen. Die NS3/4A-Protease spaltet das virale Polyprotein und hemmt das Interferonsystem. Der Angriff der Proteaseinhibitoren findet zu Beginn der Replikation statt.

Direkt in die RNA-Vermehrung greifen Arzneimittel mit der Endung -buvir ein. Sie hemmen die RNA-Synthese mittels Nukleosidanaloga und führen so zum Kettenabbruch.

Wieder ein anderes Virusprotein namens NS5A hemmen Medikamente auf die Endung -asvir, z.B. Daclatasvir. Sie wirken im pico-molekularen Bereich, indem sie die Virusproduktion (insb. die membranöse Netzwerkbildung) hemmen und die RNA-Vermehrung.

Für die Behandlung zugelassen sind die Monopräparate Simeprevir (Olysio®), Sofosbuvir (Sovaldi®), Dasabuvir (Exviera®) und Daclatasvir (Daklinza®). Hinzu kommen Kombipräparate aus Paritaprevir und Ombitasvir (Viekirax®) sowie Sofosbuvir und Ledipasvir (Harvoni®). 

Die Problematik der Therapieresistenz kennt man vor allem von den Proteaseinhibitoren der ersten Generation. Heute wird immer mit Kombinationspräparaten behandelt, so dass die klinische Resistenz bei HCV kein großes Thema mehr ist.

HCV-infizierte Menschen sind nicht generell immunsupprimiert, wie z.B. HIV-Patienten, ihr Immunsystem reagiert lediglich nicht auf HCV. Innerhalb von 4 Wochen kommen die T-Zellen für HCV aber zurück.

Es gibt Hinweise, dass bei bestimmten Patienten die Therapie bereits nach 8 Wochen beendet werden kann . Die Frage, die aktuell geklärt wird, ist: Wie schnell kann mit der Therapie aufgehört werden ohne das Therapieergebnis zu gefährden. Die meisten Patienten sind bereits nach 4 Wochen virusfrei. Der Zeitpunkt, wann ein Patient virus-negativ ist, ist jedoch kein Prediktor für SVR-12. D.h. auch Patienten, die erst später virusfrei sind, können nachhaltig geheilt werden.


Harvoni 

Bereits 2014 wurde das Präparat Harvoni von der Firma Gilead zugelassen, mit dem die Viruselimination beim häufigen Genotyp 1 zu 95% gelingt. Das spezifisch antiviral wirkende Medikament muss 8-12 Wochen eingenommen werden, ohne Interferon/Ribavirin. Es muss täglich nur eine Tablette eingenommen werden.  Sie beinhaltet eine Kombination aus dem NS5A-Inhibitor Ledipasvir (LDV) und dem NS5B-Nukleotid-Polymerase-Inhibitor Sofosbuvir (SOF, Sovaldi). Sowohl LDV als auch SOF sind von der EU-Arzneimittelbehörde beschleunigt zugelassen worden.

Die Verträglichkeit der Therapie ist gut, gelegentlich können Kopfschmerzen und Erschöpfung auftreten.


Quellen:

Sandra Bühler und Ralf Bartenschlager,Heidelberg, HIV &more, 2008.
Heidelberger AbbVie HCV-Symposium, 6.-7. März 2015, Heidelberg Print Media Academy


zuletzt editiert: 4.11.16

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